In jedem Atemzug nur du von Jennifer Wiley
- Shehla-Ufaq Ahmad
- 25. Juni 2023
- 3 Min. Lesezeit

Hach ja, das Buch, die Story - wenn ich sie mit Schlagwörtern beschreiben soll, dann würde ich sagen: süß, wohlfühlen, tiefgründig, echt, real, ernst. Die Geschichte ist so vieles, so bunt und facettenreich. Es geht um die Natur, das Leben, den Tod, Neuanfänge, die Liebe, Familie, Entscheidungen treffen und so vieles mehr. Um Trauma und Ängste, um Mut zu zeigen und diese zu überwältigen und zu konfrontieren. Aber auch, um einfach mal zu leben. Hazel - eine ruhige Protagonistin, die ihr ganzes Leben schon gegen Mukoviszidose, einer unheilbaren Krankheit, kämpft und eine Lungentransplantation hinter sich hat - trifft auf Lewis, der wegen stottern, der Anerkennung seines Vaters und der Konkurrenz zu seinem Bruder zu leiden hat. Beide unterschiedliche Charaktere, die doch eine Gemeinsamkeit finden: die Ruhe in der Gegenwart des jeweils anderen. Sie fühlen sich frei, geborgen und sie selbst, wenn sie miteinander sind. Ohne Maske, ohne Verstellung, ohne irgendwas. Nur sie in der ganzen Form. Später verbindet sie auch die Liebe zur Natur und schweißt beide zusammen. Und natürlich auch die Suche nach Ms X. Das Buch ist sehr ruhig und still, es passiert kein Drama, keine künstliche Inszenierung irgendwelcher herbeigezogener Szenen, um Spannung zu verleihen, nichts. Nur Realität pur. Was mir auch vor allem aufgefallen ist, ist die Unschuld und manchmal auch das eher kindliche wirkende Vorangehen an einer Sache. Denn obwohl Hazel ja biologisch älter ist, lebt sie erst seit ihrer Transplantation richtig. Und diese ist 2 Jahre her. Deswegen sprüht in jeder Ecke Unsicherheit und Unschuld raus. Was mal sehr erfrischend war in dem Genre! Was auch sehr deutlich von der Autorin hervorgehoben wurde, ist die Tatsache, wie privilegiert wir eigentlich sind. Für die Mehrheit der Menschen sind Atmen und Luftnehmen selbstverständlich, für Hazel und Menschen, die ein ähnliches Schicksal wie sie teilen, jedoch ein Privileg! Sie müssen für einen Atemzug kämpfen! Und da wird einem wieder bewusst, wie gut es einem geht. Solange man psychisch und physisch gesund ist, hat man alles. Denn nur gesund kann man kämpfen und erreichen und ändern. Beim Lesen wurde mir dies immer und immer mehr bewusst. Auch wenn ich im beruflichen als Medizinstudentin unendlich viele Krankheiten begegne, vergisst man doch oft im Arbeitsalltag, sich seiner Privilegien bewusst zu werden. Weil jeder Patient leider nur ein Patient ist, den man vorübergehend begleitet und Anweisungen gibt. Aber hier in dem Buch begleiten wir Hazel für eine längere Zeit und lesen mit, wie sie sich an die Anweisungen hält, wie sie sich an die Einschränkungen hält, Alternativen sucht und auf sich aufpasst. Aus dem Krankenhaus raus heißt nicht, alles gut. Sondern jetzt beginnt der langjährige Kampf. Denn ein Transplantat hält nicht ewig. Es hat seine Zeit, sein Limit. Aber um diese vollständig ausschöpfen zu können, muss man sich eben an die Regeln halten, die einen eingrenzen. Und das bedarf an Dedikation und Disziplin. Das alles wird hier sehr deutlich - vielleicht auch, weil ich das alles aus anderen Augen lese. Die Krankheit spielt zwar eine große Rolle, aber nicht die einzige. Die Autorin hat diese sehr gut eingeflossen, dass es nicht penetrant wirkt. Sondern wie im Alltag auftaucht und einfach existiert. Neben Lewis lernen wir eine tolle Truppe kennen, die man sofort ins Herz schließt und die zeigt, was Freundschaft sein kann. Gegen Ende kommt natürlich ein kleiner Wirbelwind auf, um für bisschen Kitzel zu sorgen. Aber die Auflösung finde ich wiederum sehr schön. Es war das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe, und wird auch nicht das letzte sein. Der angenehme Schreibstil erleichtert einem, durch die Seiten zu fliegen.
Insgesamt ein super wichtiges Buch, das ebenfalls auch schön zu lesen ist.
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