Das St. Alex - Nachtleuchten von Anne Lück
- Shehla-Ufaq Ahmad
- 19. Aug. 2022
- 2 Min. Lesezeit

Ein Buch, indem es um Krankenschwestern geht, das in einem Krankenhaus auf der Kinderpalliativstation abspielt und in dem neben der großen Liebe die Familie eine Rolle spielt - also der perfekte Roman für mich!
Es ist mein allererstes Buch der Autorin und wird sicher nicht mein letztes sein. Anne Lück schreibt so schön und vor allem spannend und fesselnd, dass ich sehr schnell durch die Seiten gerutscht bin und mich bremsen musste, nicht alles auf einmal wegzuatmen, damit ich für eine längere Zeit noch etwas vom Buch habe.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Samira erzählt und erstaunlicherweise muss ich sagen, dass ich zum ersten Mal die männliche Perspektive nicht vermisst habe. Das hat die Autorin sehr geschickt gemacht, denn tatsächlich braucht man Louis‘ Sicht nicht. Man fühlt sich ihm dennoch verbunden und nicht fremd. Samira hat es nicht leicht im Leben und ist dementsprechend auch daran gewachsen. Louis dagegen gibt dieses typische Charmeur Bild ab, der es leicht im Leben hat. Dass da mehr hinter der Fassade steckt, ist klar. Denn von Zeit zu Zeit rutscht immer wieder die Maske und lässt einen kleinen Blick hinter die Kulissen gewähren. Auch wenn ich mich oft gefragt habe, ob er denn nicht müde wird von der ganzen positiven Ausstrahlung. Besonders gut gefallen hat mir die Familiendynamik und -konstellation. Obwohl Samiras Brüder Nebencharaktere waren, sind sie sehr detailliert ausgearbeitet worden, dass jeder von ihnen ein authentischer und greifbarer Charakter war. Alle unterschiedlich und doch ähnlich - Geschwister eben. Besonders am Herzen gewachsen ist mir Fynn mit seiner ruhigen und geheimnisvollen Art, der so tut, als ob er von dunklen Schatten umworben ist, letztendlich aber ein guter Bruder und Mensch ist.
Inhaltlich ist die Handlung strukturiert aufgebaut worden. Das Medizinische wird aus der Sicht einer Krankenschwester berichtet, die Schwierigkeiten und Hilflosigkeit, aber auch nettere Momente. Gegen Mitte des Buchs ist der Fokus mehr auf die Familiensituation gerückt, wo ich das Krankenhausleben doch vermisst habe, aber dieser Schwerpunktwechsel war für den weiteren Verlauf der Geschichte von Bedeutung. In dieser kommen einige neue Kenntnisse zur Geltung, sowie das Vorantreiben der Liebesgeschichte. Hierzu möchte ich erwähnen, dass sie sehr süß und tiefgründig gehalten ist. Ich fand es schön, ausnahmsweise mal keine hitzige Beziehung zu lesen, sondern eine bodenständige und ruhige. Wo das Emotionale zuerst kommt - bin ein Riesen Fan davon! Natürlich passieren ein paar Sachen, sowohl im privaten Leben als auch im beruflichen. Ernste Themen und Vorfälle werden angeführt und diskutiert, die einen nachhaltig prägen. Da ich selbst Medizinstudentin bin, war mir vieles leider nicht neu und konnte Samiras Situation und Verzweiflung sehr gut nachvollziehen, da ich mich selbst an meine Erfahrungen zurückversetzt gefühlt habe. Überdeutlich spürt man, dass die Autorin ihre beruflichen Erfahrungen eingebaut hat, weil sie sehr präzise und überzeugend beschrieben wurden. Also aus der Sicht einer Person, die so etwas ähnliches im Krankenhaus erlebt hat. Insgesamt ist das Buch aber etwas ruhiger geschrieben und nicht so dramatisch wie Grey’s anatomy und all diese Serien, die mehr Drama und Kunst als Realität darstellen. Anne ist realitätsnah geblieben, was mir sehr gut gefallen hat.
Das Buch bekommt eine Leseempfehlung von mir, wenn man ein Wohlfühlbuch mit zwischendurch ernsteren Akzenten braucht.
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